Die Psychosynthese wurde 1910 von dem italienischen Psychiater Roberto Assagioli begründet und zu einem umfassenden Weg zur Entfaltung des persönlichen Potentials weiterentwickelt.
Das dynamische Modell der Psychosynthese unterstützt Sie darin:
- Ihre Potenziale zu entdecken und zu entfalten,
- wieder oder mehr Freiheit und Lebensqualität zu gewinnen,
- Krisen und Konflikte in Entwicklung umzusetzen.
Die Psychosynthese ist ein Modell der Transpersonalen Psychologie, ein wissenschaftliches Konzept, das neutral gegenüber den verschiedenen religiösen Richtungen und philosophischen Lehren ist.
Für Assagioli war der Mensch mehr als ein Wesen, das von unbewussten und äußeren Kräften getrieben wurde. Seiner Meinung nach strebt der Mensch aus der Tiefe seines Wesens heraus nach Ganzheit, Selbstverwirklichung, Einheit, Liebe, Lebensfreude und einem tieferen Sinn im Leben. Assagioli bezieht zusätzlich zum Unbewussten und der Vergangenheit, auch das Überbewusste (die transpersonale oder spirituelle Ebene) und die Zukunft mit ein.
Die Sichtweise des Modells besteht darin, den Menschen in seiner Ganzheit zu betrachten:
- Auf der personalen Ebene zielt die Psychosynthese auf eine Entwicklung, Stärkung und Vervollständigung der Persönlichkeit, ein klares Wissen um die eigene Mitte sowie das Freiwerden von emotionalen Blockierungen ab. Dabei spielen die Eigenverantwortung und der Wille eine zentrale Rolle.
- Auf der interpersonalen Ebene hat die Psychosynthese zum Ziel, die Verwirklichung harmonischer Beziehungen und weiterer komplexerer Arten sozialen Verhaltens zu erreichen.
- Auf der transpersonalen Ebene, der Ebene des Überbewusstseins, unterstützt die Psychosynthese das natürliche Streben des Menschen nach Weiterentwicklung, Sinn und transpersonaler Erfahrung. Diese Ebene ist der Ursprung höherer Intuition, Inspiration, ästhetischer und ethischer Erfahrungen und mystischer Bewusstseinszustände. Hier werden überbewusste Energien und latente Potentiale aktiviert.
Roberto Assagioli war davon überzeugt, dass wir als Menschen transpersonale, geistige Wesen sind, die alle Fähigkeiten und Weisheiten, die wir zum Leben und zum Lösen unserer Lebensaufgabe brauchen, in uns tragen. Er war der Meinung, dass wir als einzelne Menschen wie auch als gesamte Menschheit uns in einen permanenten Prozess der transpersonalen Entwicklung befinden. Jeder Mensch ist eine Verbindung vieler Elemente, die mehr oder weniger koordiniert sind. So ist auch jeders menschliche Wesen ein Element einer menschlichen Gruppe. Diese Gruppe bildet Verbindungen zu komplexeren Gemeinschaften, beginnend mit der Familie, über Gruppen von Städten oder sozialen Klassen zu großen nationalen Gesellschaften und von diesen zur gesamten Menschheit.
Die Innere Landkarte
Das sogenannte Ei-Diagramm von Assagioli stellt die Ganzheit unserer Psyche dar.
Die drei horizontalen Unterteilungen des Ovals repräsentieren unsere Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Diese drei Ebenen sind in uns aktiv, wenn auch auf ganz verschiedene Weise.
Das untere Unbewusste (1) stellt die psychische Vergangenheit in Form unterdrückter oder vergessener Inhalte dar. Das psychologische Wachstum erfordert die Erforschung des Unbewussten. Erfolgt dieser Schritt nicht,
kann das Unbewusste zur Ursache von Störungen werden. Das mittlere Unbewusste (2) beinhaltet alle Kenntnisse, Fähigkeiten und Gefühle, die willentlich in die Ebene des Bewusstseins (4) eingebracht werden können.
Das höhere Unbewusste (3) ist die Ebene der Potenziale und jener Bereich, aus dem der Mensch seine höheren Intuitionen und Inspirationen erhält. Das personale Selbst oder Ich (5) stellt das Zentrum des menschlichen
Bewusstseins dar. Das transpersonale Selbst (6) ist die Quelle des personalen Selbst und Zentrum des höheren Bewusstseins.
Die Psyche ist eingebettet in das kollektive Unbewusste (7).
Das Personale Selbst oder Ich-Zentrum
In der Psychosynthese wird das personale Selbst als der Teil der Psyche gesehen, der anders ist als alle anderen Teile der Psyche, wie Körperempfindungen, Gedanken und Gefühle. Das Selbst kann wie ein vereinigendes Zentrum handeln und alle übrigen Teile führen, regulieren und koordinieren. Es bleibt in sich selbst stets gleich und ist der Beobachter. Das Selbst ist der Regisseur für das Schauspiel der Persönlichkeit, es inszeniert und setzt die Schauspieler, die Teile der Persönlichkeit mit Einfühlungsvermögen rechtzeitig am richtigen Ort ein.
Durch die Identifikation mit dem Selbst ist der Mensch im Hier und Jetzt und nicht mit Gedanken an die Vergangenheit, mit Projektionen in die Zukunft, mit Gefühlen usw. beschäftigt. Er lernt die einzelnen Teile der Persönlichkeit, z.B. den Körper, die Gefühle und Gedanken und die vielen Rollen mit den individuellen charakteristischen Eigenarten und Verhaltensmustern, die er im Leben spielt, kennen und auch, damit um zu gehen. Der Mensch kann jederzeit frei wählen, womit er sich identifiziert.
Solange der Mensch mit einzelnen Bewusstseinsinhalten identifiziert ist:
"neigt der Körper dazu, Spannungen zu erzeugen,
neigt ein Gefühl dazu, zu einem Komplex zu werden,
neigt ein Wunsch dazu, zwanghaftes Verlangen zu werden,
neigt eine Meinung dazu, zum Vorurteil zu werden,
neigt eine Rolle dazu, zur Maske zu werden" (Ferruci).
Transpersonales Selbst
Das transpersonale oder Höhere Selbst, wie es in der Psychosynthese auch genannt wird, wird als Zentrum des höheren Bewusstseins angesehen.
Im Kontakt mit dem transpersonalen Selbst erfährt der Mensch wieder das Urvertrauen, das ihm im Laufe seines Lebens abhanden gekommen zu sein scheint. Auf dieser Ebene ist das Sein angesiedelt und nicht das Handeln, die Zeitlosigkeit und nicht zeitlich bedingte Prozesse. Es sind die transpersonalen und mystischen Erfahrungen, die hier gemacht werden. Transpersonale Erfahrungen können nach Assagioli erklärt werden als Erkenntnisse, die den nächsten Schritt in der eigenen und/oder kollektiven Evolution darstellen.Solche Erfahrungen können sein: eine Einsicht, die plötzliche Lösung eines schwierigen Problems, die Erfassung eines Teils der Wahrheit des Universums, die verklärte Vision der äußeren Realität usw.
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